Teplitz- Schönau Freundeskreis e.V. München

 

Geschichte Teplitz- Schönau

A.) Als Kultur- und  Badestadt

Teplitz- Schönau war bis zum 19. Jahrhundert eines der bedeutendsten Bäder Europas. Es liegt im Norden Böhmens in einer der geologisch interessanten Landschaften Europas an einer der-auch strategisch- wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Europas mit uralten Handelswegen über den Kamm des Erzgebirges in das Landesinnere Böhmens. Neben dem primären Erfolg von Teplitz-Schönau durch das über Jahrhunderte sich entwickelnde Kultur- und Badeleben, siedelten sich im 19.Jahrhundert neben den Gewerbe auch verschiedene Industriezweige an. Dank der strategischen Weitsicht der Stadt und der Claryschen Domänenverwaltung hielt man aber beide Bereiche getrennt.

Das Jahr 762 wird von vielen böhmischen Schriftstellern in der von ihnen mehr oder minder glorifizierten Geschichte Böhmens als das Jahr der Teplitzer Quellenauffindung genannt. In der Tradition der Bevölkerung blieb diese Jahreszahl bestimmend und gab alljährlich Anlass zu einem Fest.

Historisch belegt ist die Stiftung eines Klosters im Jahre 1156 durch die böhmische Königin Judith, die Tochter Ludwigs III. des Landgrafen von Thüringen. Sie war die Gemahlin des böhmischen Königs Ladislav II. Ihrer Lieblingsstadt Teplitz schenkte sie auch die ersten Einzelbäder. Die immer größer werdende Bedeutung von Teplitz als Badestadt im ausgehenden Mittelalter trugen mehrere Badeneubauten um das Jahr 1468 Rechnung, die Königen Johanna, die Gemahlin des Königs Georg von Podbrad errichten ließ. Schon damals waren die Kurfürsten von Sachsen regelmäßige Besucher der Teplitzer Bäder.

Neben den sächsischen Königen suchte auch der russische Zar Peter der Große die Stadt auf.

Von 1818-1839 war König Friedrich III. dreiundzwanzigmal in Teplitz; auch sein Sohn, Kaiser Wilhelm III, zählte zu den alljährlichen Besuchern der Badestadt. Neben den Herrschern zählten auch Dichterfürsten, Tondichter und Wissenschaftler zu den Besuchern.

Johann Wolfgang von Goethe dichtete in Teplitz „Die wandelnde Glocke“, „ Den getreuen Eckehart“ und „Den Totentanz“. Ludwig von Beethoven lernte hier seine letzte Liebe Amalie Sebald kennen und Richard Wagner schrieb in unserer Stadt „Das Liebesverbot“ und entwarf „Tannhäuser“. Seume, der „Wanderer von Syrakus“ starb in Teplitz.

                                       

                                         Seume Denkmal                                                                                          C.Röhling: Goethe und Beethoven in Teplitz 1812

Der Philosoph Schoppenhauer, Alexander von Humboldt, der Rechtsgelehrte Friedrich Graf von Savigny, der Vater der modernen Anatomie Virchow- sie alle waren begeisterte Anhänger der Badestadt Teplitz und haben in ihr Linderung oder Heilung ihrer Leiden gefunden. Teplitz war auch geschätzt von Malern der Spätromantik, wie Casper David Friedrich, Ludwig Richter und vielen anderen Künstlern der Dresdner Schule, die das Elbtal und das böhmische Mittelgebirge verzauberte.

Ende August 1813 fand in Teplitz die Lagebesprechung des Königs von Preußen Wilhelm III. dem Kaiser Franz I. von Österreich und dem russischen Zaren Nikolaus I. statt, wie ihre Armeen gegen Napoleon vorgehen sollen. Bei der anschließenden Schlacht bei Kulm wurde die Armee Napoleons vernichtend geschlagen. Zur Feier der Grundsteinlegung des Russischen Monuments im September 1835 in Kulm waren Ferdinand I., Kaiser von Österreich, Friedrich III., König von Preußen und der russische Zar Nikolaus I. mit ihren gesamten  Hof in Teplitz eingetroffen.

Am 25.-27.6.1860 fand mit Kaiser Franz Josef von Österreich und dem Prinzregenden von Preußen eine Fürstenzusammenkunft statt.

1879 bewirkten die nahegelegenen Kohlengruben ein plötzliches Absinken des Quellwassers, sodass die Existenz Teplitz als Badestadt gefährdet schien. Aber dank des Erfolges technischer Arbeiten wurde die Therme gerettet und der regelmäßige Fluß des Thermalwassers gewährleistet. Seit der Quellenkatastrophe hat sich Teplitz mit Energie und Weitblick weiter bemüht, seinen Charakter als Badestadt zu erhalten, sogar auszuweiten und vom gewerblichen-industriellen Bereich entfernt zu halten.

So wurden die Kurhäuser modernisiert und vergrößert, die Kuranlagen erweitert, der städtische Friedhof aufgelassen und zum Seume-Park umgestaltet, die Anhöhen um Teplitz und Schönau (Königshöhe, Stephanshöhe, Turner Park) als Parkanlagen erschlossen, kulturelle Einrichtungen geschaffen, man denke nur an den Stadttheaterneubau von 1924. (Bild: das Stadttheater) (Ursprünglich gebaut 1874, niedergebrannt 1919)

 

      

    Stadttheater vom Park aus                                                                         Stadttheater-Cafe

Das Dorf Schönau, das im 19. Jahrhundert mit Teplitz um die Gunst der Kurgäste konkurrierte, wurde 1865, als es schon längst seinen dörflichen Charakter verloren hatte und durch großzügige Badehäuser (Neubad, Steinbad, Schlangenbad, Militär-Badehaus) den Charakter eines vornehmen Kurortes bekommen hatte, zu einem Kurort ersten Ranges ernannt, 1884 zur Stadt erhoben und 1895 mit Teplitz zur Stadt Teplitz-Schönau vereint.

In der Stadt Teplitz-Schönau waren aber auch eine Badestadt und eine Industriestadt vereint. Während sich in dem einen Stadtteil vorwiegend das wirtschaftliche Leben abspielte, bewahrte der andere die vornehme Ruhe des Badeortes. Dieses Bemühen den Charakter der Stadt als Heilbad zu pflegen, wurde durch die Frequenz der Kurgäste honoriert. Am wirtschaftlichen Erfolg waren sehr stark auch die jüdischen Mitbürger durch ihr unternehmerisches Engagement beteiligt. Schon Ende des 19. Jahrhunderts lebten die zweitgrößte jüdische Gemeinde Böhmens in Teplitz-Schönau. Als prachtvolle Dominante der Stadt wurde 1882 die "Neue Synagoge" mit 1500 Plätzen-damals die größte Synagoge Böhmens-gebaut.

                                                          

                                                            Synagoge in Teplitz-Schönau 

B.) Als Wirtschaftsstandort

 Verschiedene Industriezweige nutzten die günstige Verkehrslage (die Dux- Bodenbacher Bahn wurde 1871, die Aussig-Teplitzer Eisenbahn 1885 eröffnet, mit Verbindung zur Elbschifffahrt) und die zahlreich vorkommenden Rohstoffe, die sich zur Verarbeitung anboten.

Kohle als Energiequelle war notwendig im damaligen Zeitalter der Dampfmaschine und im Teplitzer Raum ausreichend vorhanden; in Aussig dem nahen Zentrum der chemischen Industrie wurde Soda, Pottasche u.a.m. erzeugt; Sand Kalk und Lehm gab es in Hülle und Fülle vor der Tür. So beherrschten bald die Betriebe der Glas-, Keramik- und Porzellan-Industrie sowie eisen- und metallverarbeitende Industrie, die Textilindustrie die ehemals vorwiegend landwirtschaftlich genutzte Umgebung der Kurstadt. Schon um 1900 produzierten im Gerichtsbezirk Teplitz-Schönau 15 Textilbetriebe, 11 Glasfabriken, 10 Stahl- und Maschinenfabriken und viele Unternehmen anderer Branchen.

Einen weiteren Aufschwung nahm die Industrie bis zum Jahre 1922, als nach einer Statistischen Erhebung für das nordwestböhmische Braunkohlebecken allein 359 Unternehmen im Gerichtbezirk Teplitz- Schönau gezählt wurden.

Teplitz- Schönau war nicht nur Mittelpunkt einer hochentwickelten Industrie, eines florierenden Handels und Gewerbes, sondern es hatten auch die Verbände der Industrie, des Handels, des Angestellten- und Handwerkerstandes sowie der führenden Gewerkschaften ihren Sitz in Teplitz-Schönau.

C.) „Teplice“ heute

Die Vertreibung der Deutschen Bevölkerung aus Teplitz-Schönau 1945 bis 1946 kann für das Heilbad als eine noch größere, nachhaltige Katastrophe als die Quellenkatastrophe 1879 bezeichnet werden. Dazu zählt auch die Entwertung des historischen Namens durch Streichung- von „Bad“ und „Schönau“- aus dem Stadtnamen.

Nach der Wende und dem Fall des Kommunistischen Regimes, wurden die Bäder in eine AG umgewandelt; die Bäder wurden großzügig renoviert und von internationalen Kurgästen wieder besucht. Die Stadt wird auch durch die Restaurierung wertvoller Bauten langsam von der grauen unfreundlichen Fassade befreit und das kulturelle Leben der früheren Jahre kommt wieder zurück. Die Stadtverwaltung bemüht sich sehr der Kurstadt wieder ein Gesicht zu geben.

Ob der alte Erfolg und Glanz, nach Verlust der Synergie aus Sudetendeutschen Bürgertum, Kunst, Kultur und Wirtschaftsleben wieder in alter Stärke hergestellt werden kann, ist fraglich? Unser Verein „Teplitz-Schönau Freundeskreis“ kann nur den Sinn und den Willen  zum Erhalt des Charakters von Teplitz-Schönau  unterstützen, indem wir den Nachkommen die wahre kulturhistorische Geschichte vermitteln und sie wenigstens zum Erhalt der vernachlässigten Kunst-und Kulturdenkmäler animieren.

Literatur:

Festbroschüre aus Anlass der 1200-Jahrfeier der Quellauffindung in Teplitz-Schönau, Pfingsten 1962

Heimatbuch Stadt und Kreis Teplitz-Schönau, 1.Auflage 1994